“Ist ein Polizist, der von zuhause arbeitet, dann eigentlich ein Home-Officer?” – Die lustigsten Tweets der deutschen Polizeien in der Coronakrise + Interview mit der Polizei Berlin

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Ein Beitrag von Anna Maucher, Marketing Managerin bei SocialHub

Die aktuelle Situation ist für uns alle nicht einfach. COVID-19, besser bekannt als das Coronavirus, hat sowohl unser Land als auch viele andere weitestgehend lahmgelegt. Ausgangsbeschränkungen wurden verhängt, Landesgrenzen dicht gemacht und die deutsche Wirtschaft erlebt den schlimmsten Einbruch seit der Finanzkrise im Jahr 2008. 

Wir sollen und müssen alle sozialen Kontakte aktuell weitestgehend einschränken. Das ist für viele von uns nicht einfach, gut also, dass es das Internet mit seinen wunderbaren Facebook-Kommentarspalten, seinen Meme-Seiten und YouTube-Videos zu (mehr oder weniger) lustigen Verschwörungstheorien gibt. Denn eines ist jetzt für uns, neben gegenseitiger Hilfe und Rücksichtnahme (ausgenommen ist anscheinend der Kauf von Klopapier), ganz besonders wichtig: Dass wir unseren Humor nicht verlieren. Dass wir es schaffen, uns und andere zum Lachen zu bringen. 

Und eine Fraktion schafft das zurzeit besonders gut. Sie sind nicht nur rund um die Uhr für uns im Einsatz und helfen dabei, die Pandemie so gut es geht einzudämmen, sie leisten auch hervorragende Arbeit auf Social Media, um Soforthilfe für uns verunsicherte Bürger zu schaffen: die Polizei. Und bei manchen Fragen und Kommentaren auf Social Media können sie nicht immer ernst bleiben. Zum Glück für uns!

Ein Tweet der Polizei München ist in letzter Zeit besonders viral gegangen und zwar die Antwort auf die Frage einer besorgten Mutter, ob der Osterhase auch von den aktuellen Ausgangsbeschränkungen betroffen ist:

Aber was macht diesen Tweet so besonders? Ganz ehrlich, wir hätten wahrscheinlich alle nicht mit so einer lustigen und schlagfertigen Antwort einer Polizei gerechnet. In unserem Kopf verbinden wir Polizeibeamte einfach immer noch mit kryptischem Beamtendeutsch. Absolut zu Unrecht, wenn man sich die Social Media-Kanäle der deutschen Polizeipräsidien ansieht. Die Teams machen nämlich einen super Job und schaffen es, Hilfsbereitschaft, Auskunft und Humor perfekt zu verbinden. Gerade in Zeiten von Krisen und Unsicherheit ist es wichtig, nicht alles zu ernst zu nehmen. Und wer könnte euch besser die Angst nehmen, als euer Freund und Helfer?

Die meisten Polizeipräsidien in Deutschland haben schon längst erkannt, wie wichtig Social Media-Kommunikation für ihre Arbeit ist. Und dass sie auch Spaß daran haben, beweisen sie immer wieder, vor allem auf Twitter. Das sieht man auch an den Followerzahlen: Besonders die Polizei München (ca. 476 000 Follower), die Polizei Berlin Einsatz (ca. 376 600 Follower) und die Polizei Frankfurt am Main (ca. 263 000 Follower) können mit ihren schlagfertigen Antworten bei euch punkten. (Stand der Followerzahlen: April 2020)

Und diese Schätze dürfen nicht unentdeckt bleiben! Vor allem in Zeiten von sich wiederholenden “Darf ich…?”-Fragen, verschwörerischen Anschuldigungen zur Krise und plumpen Beleidigungen laufen die Social Media Manager der Polizeien zu Höchstleistungen auf. Die Vorlagen sind aktuell einfach zu gut. Die besten Tweets der deutschen Polizeipräsidien haben wir hier in mühevoller Arbeit für euch gesammelt. Manchmal ist unser Job schon wirklich hart. *seufzt und öffnet Twitter, um noch mehr lustige Polizei-Tweets zu suchen*

Polizei München: Die Schlagfertigen

Die Polizei München hat mit über 476 000 Followern den größten Twitter-Kanal der Polizeien in Deutschland. Wie lässt sich der Erfolg erklären?

Ganz einfach! Sie stellen 1. die richtigen Fragen,…

…2. sie hinterfragen getätigte Aussagen kritisch…

…und 3. sie kennen die Vorlieben ihrer Follower.

Manche Vorlieben sind aber rechtlich aktuell nicht ganz in Ordnung. Und moralisch wahrscheinlich auch nicht.

Übrigens: Nicht nur die Polizei ist sehr kreativ bei ihren Antworten. Manchen von euch kommt die aktuelle Situation anscheinend doch zu Gute.

Falls ihr überlegt, euch dem Social Media-Team der Polizei München anzuschließen, hier sind die Kernkriterien:

Polizei Berlin: Die coolen Cops

Das Social Media-Team der Berliner Polizei lebt einfach das Leben richtiger Badass-Cops. Sie haben für jede Frage einen coolen Spruch parat. Und wir lieben es.

Sie bieten gerne Kompromisse an,…

…teilen ihren knallharten Polizeialltag mit euch,…

…verteilen Körbe wie Michael Jordan…

…und nehmen eure Anfragen sehr ernst.

 

 

Wenn ihr also in Berlin wohnt und tauchen gehen wollt, tut euch keinen Zwang an. Ihr habt die offizielle Erlaubnis der Polizei.

Polizei Frankfurt: Die Komiker

Die Polizei Frankfurt ist unter den Polizeipräsidien der aufsteigende Stern am Comedy-Himmel. Natürlich auf höchst professionelle und seriöse Art und Weise.

Und mal ehrlich: Wer gibt sich schon solche Mühe, Verbesserungsvorschläge der Bürger direkt umzusetzen?

Außerdem stehen sie zu ihren Fehlern. Wir sind eben alle nur Menschen.

Die Polizei Frankfurt ist äußerst wortgewandt,…

…sie helfen, wo sie können…

…und reagieren sehr verständnisvoll auf “spezielle” Kommentare.

Außerdem bieten sie ihren Groupies kostenlose Live-Auftritte mit Klassikern aus der Musikgeschichte. Übrigens kann man auch Musikwünsche äußern. Der Polizei Frankfurt die Show stehlen wollen, sollte man aber nicht.

Polizei Mittelfranken: Die Newcomer und das Meme

Die Polizei Mittelfranken hat mit ihren circa 19 500 Followern zwar noch einen vergleichsweise kleinen Account, das dürfte sich seit letzter Woche aber bald ändern. Da wurde nämlich das #ErlaubtAberFalsch-Meme geboren. Und die Polizei Mittelfranken war plötzlich überall.

Angefangen hat alles mit dieser “harmlosen” Antwort auf den Tweet einer Userin:

Aber wie wir alle wissen, ist die Kreativität auf Twitter grenzenlos. Und plötzlich wurde die Antwort der Polizei Mittelfranken dazu verwendet, Dinge und Gegebenheiten zu rechtfertigen, die zwar rechtlich in Ordnung, aber moralisch verwerflich sind. Und da fällt uns allen wahrscheinlich genug ein.

Ich meine, wer mag schon Rosenkohl?

Und der Hass auf die aktuellen Spotify Charts vereint uns wohl fast alle.

Weil wir aus Bayern kommen, hier noch ein sehr moralisch verwerfliches Streitthema.

Wir müssen natürlich überall unseren (süßen) Senf dazugeben. Deswegen haben wir natürlich auch mitgemischt.

Asking the real questions.

Aber was sagt die Polizei Mittelfranken eigentlich dazu, dass sie zu einem Meme geworden sind?

So schnell wird man also zum Meme. Aber auch in Sachen Schlagfertigkeit steht die Polizei Mittelfranken den Kollegen in nichts nach.

 

 

 

Die Polizei Mittelfranken ist unser Newcomer für erfolgreichen Social Media-Bügerservice und lässige Antworten.

Müssen sich also die anderen Polizeipräsidien vor ihr in Acht nehmen?

Wir wollen mehr!

Das Community Management bei Polizeien und generell bei Behörden hat sich inzwischen erfolgreich durchgesetzt. Wir finden’s super! Und bei so unterhaltsamen Antworten fühlt man sich den Beamten seines Vertrauens doch gleich ein bisschen näher. Oder nicht?

Natürlich leisten auch andere Polizeipräsidien großartige Social Media-Arbeit und überzeugen mit ihren kreativen Antworten. 

Die Polizei Brandenburg hat zum Beispiel genug von den ständigen “Warum haltet ihr Polizisten untereinander keinen Mindestabstand?”-Kommentaren.

Die Polizei Westhessen lockt mit tollen Angeboten am 1. April.

Die Polizei Thüringen überzeugt mit gekonnten Wortspielen.

Und die Polizei Hamburg liebt ihren Job wahrscheinlich einfach nur für Momente wie diese.

Macht weiter so! Wir wollen auf jeden Fall noch mehr tolle Polizei Tweets sehen. Schließlich wollen wir ja weiterhin lustige Artikel dazu schreiben. Und während der Arbeitszeit auf Twitter sein. Also bitte!

Und falls es euch nicht aufgefallen ist, alle diese Polizei-Tweets wurden mit Hilfe von unserem Social Media Management Tool, dem SocialHub, verfasst und veröffentlicht. Wollten wir nur mal so anmerken.

Werbung für den SocialHub in einen Blogartikel einbauen?

#spreadthelove

Die Polizei bekommt jeden Tag viele, zum Teil auch wirklich dumme (sorry!), Fragen, Bullshit-Kommentare, Verschwörungstheorien und Beschimpfungen. Es braucht viel mehr Lob und Dankbarkeit für unsere Freunde und Helfer!

Natürlich findet sich das auch schon auf den Twitterkanälen der jeweiligen Polizeien. Aber wir finden: Da geht noch mehr!

 


Also Leute: Geht auf den Twitter-Kanal der Polizei eures Vertrauens und lasst ein schönes Kompliment da. Und sagt bestenfalls noch schöne Grüße von uns. Wir wissen, dass ihr im Moment eh nichts Besseres zu tun habt, als im Internet abzuhängen. Und denkt dran: Wir sitzen alle im selben Boot. Also lasst und dieses Boot so bequem und liebevoll wie möglich machen.


Interview mit der Polizei Berlin: Die Polizeiarbeit auf Social Media in der Corona-Krise

Monique Pilgrimm ist Kriminalhaupt-kommissarin und Social Media Managerin bei der Polizei Berlin. Im Interview mit uns spricht sie über die Arbeit der Polizei auf Social Media, welchen Sinn und Zweck diese erfüllen soll und wie die Polizei Berlin die derzeitige Coronakrise kommunikationstechnisch meistert.

https://twitter.com/polizeiberlin
https://twitter.com/PolizeiBerlin_E

Was zeichnet eurer Meinung nach eure Arbeit auf Social Media aus und hebt euch von anderen Polizeipräsidien/Einrichtungen ab?

Monique: Wir haben eine sehr große, sehr gemischte Community in der Hauptstadt. Für jedes Thema finden sich sofort Befürworter und natürlich diejenigen mit gegenteiliger Auffassung. Es findet oft eine rege Diskussion statt.

Ich glaube, sagen zu können, dass wir aufgrund der langjährigen Erfahrung inzwischen wissen, wann wir ernsthaft und wann wir auch mal lockerer kommunizieren können.

Es ist manchmal fast ein bisschen so, als würde man sich kennen.

Wie definiert ihr euren Auftrag in Social Media?

Monique: Wir wollen die Menschen mit Informationen aus erster Hand versorgen, wir wollen ansprechbar sein auf den Kanälen, auf denen sehr viele Menschen heute kommunizieren. Unseren Hauptauftrag sehen wir darin, die Menschen auf unseren Kanälen mit abwechslungsreichen Informationen aus dem Polizeialltag ein gutes Stück an eine große Behörde heranzuholen, sie auch mal zu unterhalten und ihnen zu zeigen, dass wir verlässlich da sind und sie sich in einer Krise als Kommunikationspartner auf uns verlassen können. Darüber hinaus suchen wir natürlich ständig Nachwuchs.

Wie ist das Feedback der Fans/Follower auf eure Social Media-Arbeit?

Monique: Das ist sehr unterschiedlich.

Die anfängliche Begeisterung, dass Polizei auf Social Media aktiv ist, hat sich in den letzten Jahren in eine klare Erwartungshaltung gewandelt.

Diese bei der sehr gemischten Community zu erfüllen, ist eine echte Herausforderung. Trotzdem ist uns das Feedback unglaublich wichtig, es ist ungefiltert, es ist ehrlich, es zeigt uns, wie wir als Polizei gesehen werden. Man muss im Community Management nur lernen zu erkennen, wann man sich in einer Filterblase befindet und wann man es mit Trollen und Bots zu tun hat.

Wie geht ihr mit Kritik oder Beleidigungen in den Kommentaren um?

Monique: Der Berliner meckert, schimpft, fordert und kritisiert, das gehört dazu. Wir tolerieren jede Art von Meinung und Kritik und sind da auch echt hart im Nehmen. Beleidigungen und Hate Speech tolerieren wir nicht. Wir nutzen in solchen Fällen die Funktionen der Plattform vom Verbergen bis auch hin zum Löschen (im Einzelfall). Und wir leiten strafbare Äußerungen selbstverständlich an unsere Kolleginnen und Kollegen bei den Ermittlungsdienststellen weiter. Unterhalb der Strafbarkeit kann man mit Counter Speech auch mal zeigen, dass man als Polizei da ist.

Welche Fragen/Kommentare könnt ihr aktuell nicht mehr hören?

Monique: Darf ich…?
Im Ernst, wir beantworten gerade sehr viele Fragen, gern auch mehrfach, auf allen Kanälen, aber wir stellen zwei Sachen fest.

Die Menschen wissen zum Teil nicht, wo sie sich informieren können, obwohl es offizielle Informationen gibt und einige machen sich nicht mal die Mühe, auf den Kanälen zu schauen, auf denen sie uns Nachrichten schreiben.

Das ist manchmal schwierig. Wir stellen aber auch fest, dass einige offenbar den Ernst der Lage nicht verstehen oder nicht verstehen wollen. Sie suchen Ausnahmen, Lücken oder sind uneinsichtig. Die Verordnung ist Gesetzestext, das ist nicht einfach verständlich und die Ausführungsvorschriften dazu werden ständig angepasst. Eine schwierige Situation für uns alle, auch für Polizisten.

Worüber freut ihr euch am meisten, wenn ihr es in den Kommentaren lest?

Monique: Ehrliches Feedback und natürlich auch Lob. Wir freuen uns, wenn man sich die Zeit nimmt, uns eine Nachricht im ganzen Satz zu schreiben, wertschätzend ist auch immer schön. Oft wirkt die verkürzte Social-Media-Kommunikation so unpersönlich.

Welche Voraussetzungen muss man für euren Job erfüllen und wie kann man sich bewerben?

Monique: Wir sind ein Team aus fünf Polizistinnen und Polizisten. Wenn man bei uns arbeiten möchte, dann muss man die Ausbildung absolviert und einige Jahre Berufserfahrung gesammelt haben. Wenn man für eine so große Behörde kommuniziert, muss man sie auch kennen. Außerdem ist es auch wichtig bei der inneren Akzeptanz der Arbeit. Freude an der Kommunikation, ein absolut positives Berufsbild und ein verdammt hartes Fell sind auch Grundvoraussetzungen.

Welche Tipps habt ihr für andere Community/Social Media Manager, um die aktuelle Krise kommunikationstechnisch zu bewältigen?

Monique: Durchhalten, nicht ganz den Humor verlieren und immer daran denken: Für die Bewältigung einer Krise sind wir als Polizei für die Menschen auf Social Media da – jetzt kommt die Pflicht, alles andere war die Kür.

Wir danken Monique für das Interview!

Text und Interview: Anna Maucher
Titelbild: Anna Maucher über Zachary Lisko auf Unsplash

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