Ein Interview mit Isabel Vreden, Social Media Community Content Managerin bei Chefkoch.de

Innerhalb eines Jahres baute das Social Media-Team des Rezepte- und Koch-Portals chefkoch.de eine aktive Community auf Instagram auf und brachte den Account auf knapp 50.000 Follower. Wie das mit nur wenigen Ressourcen und einfachen Mitteln gelang, erzählt uns Bella Vreden, Social Media Community Content Managerin bei der Chefkoch GmbH.
Wie seid ihr an das Thema Instagram herangegangen?
Bella: Als ich Ende 2014 zu Chefkoch kam, war Instagram intern noch kein Thema. Chefkoch ist ein mittelständisches Unternehmen und war in den sozialen Medien noch nicht so bewandert, der Fokus lag ganz klar auf der Website und noch nicht bei Social Media.
Obwohl es seit 2015 bereits einen Instagram-Account gab, wurde der nicht wirklich bespielt, außer, dass vielleicht mal ein Bild von einem Event gepostet wurde. Auch als wir 2015/2016 begannen, mehr zu posten, hat es trotzdem nie so richtig funktioniert für uns.
Ich habe mich dann mehr auf Instagram spezialisiert. Ein Social Media-Team gab es noch nicht, also habe ich mich mit meinem Kollegen Lars aus unserem Team Community & Events zusammengesetzt. Wir haben uns gefragt, warum unser Instagram-Account nicht läuft, obwohl wir eine der führenden Websites in Deutschland sind und auch immer hochwertige Food-Fotos hatten.
Da ich oft bei Usertreffen war, unser Community Management bei Facebook betreut habe und generell häufig in Kontakt mit der Community war, habe ich angefangen, mir gezielt anzuschauen, welche Fotos die User, die uns folgen, hochladen. Dabei habe ich festgestellt, dass das gar nicht so hochwertige Sachen waren, sondern Dinge, die du und ich und im Prinzip jeder herstellen kann.
Hinzu kam, dass immer mehr Nutzer uns gar nicht folgten, aber uns ständig auf ihren Essens-Bildern verlinkten, die sie mit Hilfe der Chefkoch-Rezepte gekocht hatten. Also haben wir angefangen, regelmäßig Bilder von Usern zu reposten – und bekamen auf einmal immer mehr Follower und wurden immer häufiger getaggt. Bereits das erste User-Bild, das ich repostet habe, bekam drei- bis viermal so viele Likes wie sonst.


Der Account wuchs also rein organisch und nur durch das Reposten von Bildern?
Bella: Ja! Das Wachstum war völlig organisch. Wir verzichten auch auf Anzeigen und machen alles inhouse. Wir haben im Vorfeld keine Strategie entwickelt, sondern es basierte alles auf Ausprobieren.
Zwischen Ende 2016 und Anfang 2018 kamen wir durch das Reposten von Bildern aus der Community auf fast 50.000 Follower. Es ist Wahnsinn, wie häufig wir jeden Tag in Bildern und Stories vertaggt werden! Wir haben unsere Power-User, die uns sehr häufig taggen, aber es kommen auch immer mehr neue hinzu.

Was sind die Vorteile des Repostens für euch?
Bella: Der Aspekt der Wertschätzung ist dabei unglaublich wichtig. Ich merke, wie viel es der Instagram-Community bedeutet, gesehen zu werden und welchen Anreiz die Repost-Möglichkeit für die User bietet. Diese „drei Minuten Fame“ sind sehr wichtig.
Für uns ist der Ansatz sehr wertvoll, weil wir dadurch Content aufbauen können und auch selbst für Vermarktungszwecke interessanter werden und immer mehr Anfragen von Kunden bekommen. Anstatt dabei auf plumpe Influencer-Werbebilder zu setzen, posten wir aber lieber weiterhin Bilder aus unserer eigenen User-Community.

Wie geht ihr beim Reposten von Bildern vor?
Bella: Am Anfang habe ich wirklich jeden einzelnen User angeschrieben und um Erlaubnis gebeten, die Bilder reposten zu dürfen. Das wurde irgendwann aber sehr aufwändig! Wir machen das mittlerweile über einen Hashtag, den wir entwickelt haben, mit dessen Verwendung die Nutzer automatisch erlauben, dass wir die Bilder reposten dürfen: #chefkochgo.
Natürlich ist das etwas schwierig, denn nicht allen Nutzern ist das bewusst, wenn sie den Hashtag benutzen. Wir versuchen daher zum Beispiel öfter in unseren Stories darauf hinzuweisen. Umgekehrt kennen nicht alle Nutzer den Hashtag und verwenden zum Beispiel einfach #chefkoch. Wenn ich darüber hinaus also tolle Bilder sehe, die ich gerne reposten würde, schreibe ich die User an und frage um Erlaubnis.
Welche Formate nutzt ihr noch? Habt ihr auch eigene entwickelt?
Bella: Während des Hackathons 2017 habe ich ein Format „Chefkoch hinter den Kulissen“ gestartet, für das wir auch erstaunlich viel Zuspruch und viele Likes und Nachrichten bekamen. Wir haben richtig gemerkt, dass der Blick hinter die Kulissen von Chefkoch die Follower sehr interessiert. Deshalb habe ich das Format ausgebaut und immer mehr gezeigt, zum Beispiel in Instastories Kollegen interviewt.
„Die Community steht immer ganz oben bei uns“
Im nächsten Schritt habe ich im Mai für die besonders aktiven User ein „Chefkoch-Instagram-Dankeschön-Event“ auf unser Dachterrasse gestartet, das wir gemeinsam mit den Usern selbst geplant haben. Dadurch fühlen sich die User noch mehr verbunden und wir bekommen noch mehr Content. Und ich liebe Umfragen! Das ist das beste Feedback ever!
Wichtig ist uns, dass wir Formate gemeinsam mit unserer Community entwickeln und sie in den Prozess mit einbeziehen. Kürzlich haben wir ein neues Format gestartet, das ich mir übrigens ein bisschen vom SocialHub Mag abgekuckt habe: nicht „Nice to meet you“, sondern „Nice to eat you“.
Darauf kamen wir, als wir in Bonn eine ganz abgefahrene neue Frittenbude besucht haben: unsere Chefkoch-Gastro-Tipps für verschiedene deutsche Städte! Das testen wir jetzt in Stories und Fotos und sind gespannt auf Feedback.

Wie nutzt ihr Instastories?
Bella: Instastories haben wir von Anfang an genutzt. Für Blicke hinter die Kulissen, für Stories mit unserem Bürohund Rakete, für Ankündigungen, Umfragen usw. Letztes Jahr habe ich das Format „5 Fragen an“ eingeführt, bei dem wir über Stories ausgewählte Power-User in fünf Fragen vorgestellt haben.
„Mittlerweile nutzen wir Instastories täglich“
Wir präsentieren zum Beispiel das Rezept des Tages mit Link zum Rezept auf unserer Website. Instagram Live haben wir auch bereits genutzt, das steht aber bisher noch nicht so im Fokus.

Arbeitet ihr mit Influencern zusammen?
Bella: Die Community steht immer ganz oben bei uns, daher haben wir momentan keinen Fokus auf Influencer. Wir müssen aber mal schauen, wie sich das künftig bei uns entwickelt. Wie würden am Liebsten unsere eigenen Influencer aufbauen, aus unserer Community heraus.
Wie geht es weiter? Was plant ihr als nächstes?
Bella: Wir sind gerade dabei, IGTV auszubauen, um es für uns als Unternehmen zu nutzen, es aber auch für potenzielle Kunden attraktiv anbieten zu können. Außerdem sind wir viel unterwegs: auf Messen, Barcamps, Food-Camps, Streetfood-Festivals, die wir bei Instagram begleiten.
Wir danken Bella für das Interview!
Das Interview führte Susanne Maier.
Bildquelle: Bella Vreden, Chefkoch GmbH
Titelbild: Anna Maucher über Sharon Chen auf Unsplash
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